Antidiskriminierungsrecht und Legal Gender Studies
Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Religion oder Weltanschauung, Alter, sexuelle Orientierung und Behinderung sind Persönlichkeitsmerkmale, die das Recht besonders aufmerksam und nachhaltig schützt. Aktuelle Forschungen stellen das Zusammenwirken mehrerer Diskriminierungsmerkmale in den Fokus und verfolgen somit einen intersektionalen Ansatz im Antidiskriminierungsrecht.
Weiterhin sticht aber Geschlecht als Merkmal hervor, da es stets sichtbar ist und dank globaler, traditionell verwurzelter und vielfach sozial verankerter Vorstellungen von Geschlechterdifferenzen als Herrschaftskategorie besonders wirkmächtig bleibt. Diese Herrschaftsdimension mit Blick auf das Recht kritisch zu analysieren, ist die zentrale Aufgabe der Legal Gender Studies. Dabei geht es zunächst um die ganz grundlegende Frage, wie Geschlecht durch das Recht hergestellt wird – so etwa in Debatten um die Ausgestaltung weiterer geschlechtlicher Varianten (wie „inter“ oder „divers“) neben „männlich“ und „weiblich“ im Personenstandsrecht und deren Implementierung in anderen Rechtsbereichen.
Beispielhaft seien weitere zentrale Herausforderungen angesprochen:
Im Arbeitsrecht werden Diskriminierungsverbote, positive Maßnahmen und geschlechtsspezifische Arbeitnehmer*innenschutznormen verhandelt; das Unternehmensrecht ist durch die Einführung von Geschlechterquoten für Aufsichtsräte betroffen; im Strafrecht stehen Fragen des Schutzes vor (sexueller) Gewalt im Zentrum, und im Zivilrecht werden unter anderem geschlechtsspezifische Aspekte des Zusammenlebens behandelt – sei es im Rahmen einer Lebensgemeinschaft, einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft. Rechtshistorische und rechtsphilosophische Überlegungen erweitern und vertiefen die rechtsdogmatischen Perspektiven, wenn es etwa um die Zulässigkeit von Quotenregelungen in Personalaufnahmeverfahren oder in der Politik geht, oder wenn es gilt, rechtliche Lösungen für Konflikte im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen zu finden, deren Konzepte hinsichtlich der Stellung der Geschlechter bisweilen stark divergieren.
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