„Das Juridicum ist definitiv Camp!“

Ein Rundgang mit den Jus-Studierenden Leokadia Grolmus und Noah Fida

Wie passt das Innen zum Außen des Juridicums? Rampe und Aula im Erdgeschoss © Ana Maria Fuentes

Miloš Vec: Herr Fida, warum treffen wir drei uns jetzt gerade hier vor dem Institut für Rechtsgeschichte?
Noah Fida: Ich finde, dieser Ort ist perfekt! Denn meine Lieblingsorte sind unter anderem die Institutstische und generell jene Orte, die zur Kommunikation einladen und an denen man tratschen kann.

Vec: Wohin gehen wir zuerst?
Fida: Einmal gerade durch die Mensa, dem Hotspot der Studierenden während der Mittagspause. Es ist jetzt 15:30 Uhr, gemäßigte Kapazitätsauslastung, teilweise arbeiten die Leute hier. Wahrscheinlich steht für die meisten aber noch Kaffeepause am Programm?! – Leokadia, warst Du schonmal in der Mensa frühstücken?
Leokadia Grolmus: Nein.
Fida: Ich habe heute selbst zum ersten Mal auf dieser Mensa-Club-App gesehen, dass man hier auch frühstücken kann.
Grolmus: Wirklich? Was kann man hier frühstücken, kann man hier gut frühstücken? Kann man hier besser als im Spar frühstücken?
Fida: Vielleicht sollten wir das mal ausprobieren!

Runde Stiegenhaus-Ecke © José-Domingo Rodríguez Martín

Vec: Wissen Sie noch, was Ihr erster Eindruck vom Haus war?
Fida: Ich habe das Gebäude von außen als sehr eindrucksvoll empfunden. Auf den ersten Blick passt es gar nicht zusammen. Von außen hat es einen supermodernen Touch. Es könnte gerade eben gebaut worden sein. Durch diese verspiegelten runden Ecken wirkt es total futuristisch – und dann noch mit diesen granulierten Betonsäulen! Das Gebäude sticht aus dem Umfeld heraus, weil es anders ist, wenn man daneben die Altbauten ansieht, die stuckverziert sind – schöne Balkone und die schönsten Hauseingänge – dann ist das schon irgendwie einzigartig hier.
Grolmus: Für mich hat es eher einen sowjetischen Plattenbau-Vibe. Man kann das Gebäude aber schon wegen seines Ausmaßes kaum verpassen. Es ragt sogar über die Straße hinaus. Wenn man da mit dem Fahrrad entlangfährt, dann fällt es mehr ins Blickfeld als alle anderen Häuser.

Vec: Als Sie es zum ersten Mal wahrgenommen haben, waren Sie da schon Jus-Student?
Fida: Nein, ich wurde vorher schon einmal durch das Haus geführt als eine Art Prä-STEOP-Übung.

Vec: Nehmen wir die Rampe hinunter zu den Hörsälen?
Fida: Gerne. Die Rampe ist ein Highlight. Ich freue mich immer, wenn ich mal nicht die Treppen nehmen muss oder den Aufzug. Es ist irgendwie anders.
Grolmus: Ich finde es auch anders vom Gefühl her, hier runterzugehen.

Vec: Was bedeutet Architektur für Sie?
Grolmus: Für mich geht es um den Eindruck, den ein Gebäude vermittelt und darum, was drinnen steht.
Fida: Eine Mischung aus Praktikabilität und Ästhetik samt dem Gefühl, das es bei einem auslöst. Wenn man in einem Gebäude lernen muss, soll es auch eine gewisse Lernatmosphäre ausstrahlen.

Die Rampe zwischen Aula und 1. UG © Bundesdenkmalamt, Aufnahme: Bettina Neubauer-Pregl.

Vec: Gibts irgendwas, was Sie am Juridicum überrascht hat?
Grolmus: Es sieht – und ich denke, das sagen viele Leute – von außen so aus, als wäre es sehr hell im Gebäude – das ist aber nicht der Fall! Denn das Glas ist ja recht dunkel und vor allem an ganz vielen Orten, wo wir Studierende viel Zeit verbringen, gibt es kein natürliches Licht.
Fida: Mich hat, als ich das Gebäude zum ersten Mal betreten habe, die Farbgestaltung überrascht. Das ist so super 70er Jahre mit den blauen und orangenen Elementen, die da immer wieder zusammenspielen.

Vec: Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Grolmus: Also zum Verweilen jedenfalls die Bibliotheken. Ich lerne ganz viel, und ich denke (lacht), ich quatsche um einiges weniger als der Kollege!
Fida: Ähm, also ja: Ich habe schon eher die Tendenz: viele Pausen, viel Quatschen! Am Juridicum gibt‘s drei Orte, wo man viel und gut miteinander reden kann. Das sind die Institutstische, das ist die Mensa und das ist die Aula, also vielleicht gehen wir mal nach oben zum Foyer.
Grolmus: Und ich bin mit der Tendenz: Viel Buch, wenig Quatschen!
Fida: Also produktives Lernen!
Grolmus: Nein, nein produktiv ist es nicht. Ich sitze immer an einem Fall, und dann komme ich auf eine spannende juristische Fragestellung und dann lese ich dazu drei Kommentare, aber mit dem Lernen komme ich nicht wirklich weiter, aber ich finde das wahnsinnig cool, was ich da les‘!
Fida: Ich lasse mich eher anders ablenken.

Vec: Was wüssten Sie gerne über das Haus?
Fida: Ist es tatsächlich so, dass die Mensa schwebt? Ich habe mal gehört, es sei eine Brücke?
Grolmus: Mir wurde mal erzählt, dass der Boden nicht orange, sondern einmal blau gewesen sein soll.
Fida: Der Boden ist doch am Dachboden blau, oder? Wie würdest Du den Boden mit drei Worten beschreiben?
Grolmus: Wirklich – sehr – eigenartig!

Noppenboden, irgendwo im Haus (aber nicht im Dachgeschoss) © Bundesdenkmalamt, Aufnahme: Bettina Neubauer-Pregl

Vec: Das Juridicum macht ja Merchandising mit dem Noppenboden. Ist es Camp?
Grolmus: Ein bisschen kultig, ein bisschen retro-Ästhetik.
Fida: Das Juridicum ist definitiv Camp! – Tragen Sie eigentlich Juridicum-Merch?
Vec: Ehrlich gesagt nicht. Ich bin so sehr Juridicum, das wäre dann over the top.
Fida & Grolmus: Ok, das stimmt!

Vec: Der damalige Baubeauftragte Günther Winkler hat oft gesagt – und auch die Architekturkritikerin Judith Eiblmayr hat das hervorgehoben –, dass das Gebäude einen demokratischen Anspruch verkörpert.
Grolmus: Demokratie hat ja etwas mit Beteiligung, aber auch mit Gleichstellung zu tun. Das wäre jetzt nicht mein Gefühl und mein eigener Eindruck des Gebäudes. Ich stell‘ mir die Frage, ob man das wegen der vielen gemeinsamen Orte im Zentrum vom Gebäude behauptet?
Fida: Vielleicht, weil sich hier alle Räumlichkeiten entlang der Längsachse befinden? Ich nehme es aber anders wahr, weil jetzt wortwörtlich die Lehre im Keller ist und die Wissenschaft oben.
Grolmus: Und die Wissenschaft ist im Licht, und wir sind im Schatten.

Vec: Als Sie mich vorhin im Büro abgeholt haben, da ist Ihnen vermutlich nicht zum ersten Mal aufgefallen, dass man, wenn man zu den ProfessorInnen will, durch eine Tür durchgehen muss und dann kommt noch eine zweite Tür, die verschlossen ist. Wie empfinden Sie diesen Aspekt? Wirkt es demokratisch-zugänglich?
Fida: Also zugänglich ist das nicht. Das war schon mehr eine Sicherheitsschleuse als eine offene Einladung. Aber es sind ja auch Arbeitsräume, insofern ist es auch verständlich, dass es abgeschottet ist.

Beobachtete Lehre und Lehrer im U10 © Miloš Vec

Vec: Harmoniert das Gebäude mit seiner Umgebung oder es ist ein Bruch, und ist es ein guter Bruch oder ein schlechter Bruch?
Grolmus: Es ist aus meiner Sicht jedenfalls ein Bruch. Es gibt keine ähnlichen Gebäude hier in der Nähe. Ob es ein guter oder ein schlechter Bruch ist, ist sehr subjektiv. Personen, die auf eine einheitliche, schöne historische Wiener Innenstadt stehen, fühlen sich da wohl etwas irritiert und denken „Das passt nicht in die Nachbarschaft“.
Fida: Aber es repräsentiert doch auch irgendwie unsere Studienrichtung, oder? Recht, das immer aktuell bleiben muss, immer novelliert wird – da passt doch so ein modernes Gebäude inmitten alter Bauten gut dazu.
Grolmus: Das Recht ist auch im Vergleich zu anderen Wissenschaften jetzt nicht unbedingt das innovationsfreudigste Fach. Da gibt es ja auch Sachen teilweise vom Beginn des 19. Jahrhunderts.

Vec: Das heißt, das Haus ist moderner als die Rechtswissenschaft und das Recht?
Grolmus: Das Haus ist jedenfalls moderner als große Teile des ABGB!

Vec: Haben Sie mal das Gerücht gehört, dass es im Dachgeschoss einen Swimming Pool gäbe?
Grolmus: Das haben von uns alle gehört, aber es ist eher ein Meme.
Fida: Ich denke, das wäre ein Mysterium, das es noch zu lösen gilt. Das Dachgeschoss ist für mich generell ein Ort, wo man als Student selten ist; der architektonisch anders aussieht, mit dem blauen Boden, mit diesen blauen Säulen und Querstreben. Ich finde es auch hier noch mal so die oberste Etage, kleiner Bruch mit den anderen Design-Architekturelementen, die man so im Gebäude wahrnimmt.

Lehre in Renovierung im U15, Oktober 2024 © Miloš Vec

Grolmus: Ich überlege auch vom Demokratischen her: Es ist es ja ein Ort, den wir als Studierende sehr selten betreten und es gab ja auch einen Streik vor 1 ½ Jahren, wo die Fakultätsvertretung das Dachgeschoss besetzt hat, damit die Studierenden ihre Prüfungen dort ablegen können, wo es ordentliche Tische gibt – und nicht an zu den kleinen Tischen in manchen Hörsälen.
Fida: Gegen-Argument war allerdings, dass das Dachgeschoss für Events und andere Termine ja fast durchgehend ausgebucht ist.
Grolmus: Das war an dem Tag aber nicht der Fall.
Fida: Da hast Du vollkommen Recht, ja.

Vec
: Wenn Sie das Haus ausgedacht hätten, was hätten Sie gemacht, wenn Sie sich in die Situation der Planer hineinversetzen würden?
Grolmus: Im Vergleich zu einigen anderen Fakultäten sind gerade diese Orte, die Du ansprichst, Noah, also Orte des Austauschs, weniger zahlreich und sehr schnell voll. Die Möglichkeiten für Gruppenarbeiten und für Gruppengespräche sind nicht so groß. Ich glaube, das kam etwas zu kurz, aber vielleicht kam es deswegen etwas zu kurz, weil das Gebäude ja für deutlich weniger Studierende geplant worden ist, als jetzt tatsächlich Jus studieren.

Vec: Gibt es irgendwelche Superkräfte, die Sie dem Gebäude wünschen würden?
Grolmus: Vielleicht anstelle von mehr Steckdosen einfach induktive Ladeplatten bei jedem der Tische im Lesesaal, sodass man den Laptop nur auflegen muss und er lädt.
Fida: Als Superkraft: Mehr Steckdosen, mehr Geladenheit, mehr Energie! Und vielleicht einfach so Unsichtbarkeit, also manchmal ein bisschen mehr Transparenz in manchen Dingen?
Grolmus: Uh, sehr clever.

Vec: Unsichtbarkeit, wovon und Sichtbarkeit wovon?
Fida: Also vielleicht dann doch diese Blockaden beseitigen, die tatsächlich noch bestehen. Dinge demokratischer machen und sichtbarer machen, im Sinne von Kommunikation aber auch im Sinne von mehr Tageslicht.
Grolmus: Es gibt ja auch bestimmtes Wissen am Juridicum, welches für Studierende nicht zugänglich ist.

Vec: Haben Sie ein Beispiel?

"Eigentlich sollte doch gar nicht gespalten werden!" Besuch beim "Gespaltenen Juristenhaupt" von Herbert Albrecht © Miloš Vec

Grolmus: Die Prüfungsangaben und ihre Lösungsschemata – da würde ich mir ein bisschen mehr Transparenz wünschen. Ich weiß, das ist ein sehr klassisches studentisches Anliegen. Ein anderes Beispiel wäre, das man sehr wenig Ahnung darüber hat, wie das Personal am Juridicum arbeitet und was diese ganzen Titel eigentlich bedeuten. Ich habe keinen akademischen Hintergrund und musste diese Dinge immer googeln. Ich habe auch im ersten Semester erlebt, dass ganz viele Leute sehr viele Begriffe verwenden und Sachen tun, ohne sie zu erklären. Dann können nur Personen mit einem bestimmten Wissen mitmachen und ich denke mir so: Oh mein Gott und google am laufenden Band, bis man diese Lücke gefüllt hat, sich endlich fügt und auch ein Teil von diesem Wissen ist.

Vec
: Gibt es irgendeine konkrete Technik, die Sie sich wünschen würden, jetzt abgesehen von Induktionsplatten zum Laden von elektronischen Geräten, irgendwas man tatsächlich so praktisch gut gebrauchen könnte, dass es aber schon gibt?
Grolmus: Wie hat das der eine Minister immer gesagt? “Wir werden uns das anschauen“.
Fida: „Wir werden uns das anschauen und dann das nochmal reflektieren.“ – Ich fände es aber zumindest gut, alle Hörsäle mit Sesseln und Tischen auszustatten, die nicht nur für Rechtshänder geeignet sind. Das ist so ein Side-Fact, der mir aufgefallen ist.

Vec
: Das Juridicum liegt ja mitten in der Innenstadt. Ist das gut oder fänden Sie Universitäts- bzw. Fakultätsgebäude auf der grünen Wiese, am Stadtrand attraktiver? Genießen Sie das hier oder hätten Sie lieber mehr Natur?
Fida: Ich finde den Standort spitze! Er ist für viele sehr gut erreichbar und die öffentliche Anbindung ist top.
Grolmus: Absolute Zustimmung!

Vec
: Wie reagieren Menschen, wenn Sie denen beichten, dass Sie im Juridicum sind?
Grolmus: “Oh mein Gott. Wie ist das passiert?“
Fida: “Wieso hast Du das gewählt? Ist es trocken?“

Vec
: Wir haben jetzt einen Rundgang ums Haus gemacht. Ist Ihnen die Kunst am Bau aufgefallen, und was haben Sie drüber gedacht, als Sie sie wahrgenommen haben?
Fida: Die Bronzestatue habe ich ganz zu Beginn schon wahrgenommen. Die Steinskulptur auf der anderen Seite ist mir tatsächlich erst letztes Semester aufgefallen, also nach anderthalb Jahren Studium. Die gefällt mir viel besser!

Ersitzung mit Kommentierung © Miloš Vec

Grolmus: Die Bronze hat eine sehr abstrakte Form, mit der ich nicht so viel anfangen kann. Sie erinnert mich ein bisschen an diesen drehenden Kopf im Zentrum vom Prag.
Fida: Mir wurde zugetragen, es hieße „Oarsch mit Ohren“.
Grolmus: Das kann ich auch verstehen.
Fida: Ich finde die andere Skulptur zugänglicher. Einfach weil sie nicht so groß ist und weil ich da Studierende drauf Mittagessen sehe. Ich finde, man kann sie besser einbinden.

Vec: Kennen Sie die Namen?
Beide: Nein.

Vec: Der Bronzekopf, auf den Sie gerade hingezeigt haben, heißt: „Das gespaltene Juristenhaupt“.
Fida: „Das gespaltene Juristenhaupt“, aha. – Könnten wir da kurz hingehen und es ansehen?
Grolmus: Ist das gespalten zwischen der Objektivität und Subjektivität oder was spaltet?
Fida: Eigentlich sollte doch gar nicht gespalten werden!
Grolmus: Eigentlich, eigentlich – sollte es nicht „eigentlich“ auch die Einheit der Rechtsordnung geben? – Das Spiel Tic-Tac-Toe ist drauf gezeichnet. Scheint eine eigene Fläche für Kunst geworden zu sein.

Vec: Was steht drauf?
Fida: Daten stehen drauf.
Grolmus: Corona. Leben. Liebe, steht drauf.
Fida: Also, „Das gespaltene Juristenhaupt“ erschließt sich mir nicht auf den ersten Blick, aber das hat die Kunst ja so an sich und ich glaube, das macht Kunst auch aus, dass viele Menschen Unterschiedliches wahrnehmen. – Interessant, das jetzt im Kontext gehört zu haben. Auch einfach, weil sie von außen schon so verändert wurde, durch Sticker und andere Schriftzüge, Klebereste, Zeichnungen. Aber es ist spannend, da steht ja sogar: “1983 Albrecht“!

„Das gespaltene Juristenhaupt“ vor dem Gymnasium Schottenbastei, näher betrachtet © Miloš Vec

Vec: Das Juridicum ist relativ bald nach seiner Eröffnung im ORF als „Mekka der österreichischen Rechtswissenschaft“ bezeichnet worden. Ist es das für Sie, und was ist überhaupt ein „Mekka der Wissenschaft“?
Fida: Ein Mekka der Wissenschaft ist für mich in diesem Kontext ein Ort, der viel ausstrahlt, aber auch viel anzieht. Das tut das Juridicum auch. Wenn ich an Rechtswissenschaft denke, dann denke ich vor allem an das Juridicum, an die rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, und das hat sie sich, glaub ich, auch zum Namen gemacht. Im Sinne einer Marke. Wie siehst Du das, Leokadia?
Grolmus: Ich hätte das Juridicum nicht als Mekka gesehen, aber es ist jedenfalls ein Ort, der durch sehr viel Arbeit der Personen in dem Gebäude eine besondere Relevanz gewonnen hat. Man sagt ja meistens auch nicht: “Ja, ich studiere Jus an der Uni Wien“, sondern „ich studiere Jus am Juridicum“, weil das Juridicum etwas Eigenes ist, während z.B. Personen an der WU nur sagen “Ich studiere Jus an der WU“. Das Juridicum hat sich zu etwas sehr Eigenem gemacht, das viel Ausstrahlung besitzt und sehr bekannt ist, auch im Ausland.

Vec: Ich hab‘ Mekka früher mal übersetzt als „Pilgerort“. Ist das Juridicum ein Pilgerort der Rechtswissenschaften?
Grolmus: Ich glaube mittlerweile geschieht viel digital, sodass die Leute nicht wirklich zu einer bestimmten Fakultät pilgern. Da habe ich vielmehr den Eindruck von einer Mobilität, die in sehr unterschiedliche Richtungen geht. Im wissenschaftlichen Sinne vielleicht schon eher. Bei den Publikationsströmen ist es ja schon durchaus so, dass ganz vieles zum Juridicum pilgert und dann als juristische Literatur zurück in die Welt kommt. Man hat das Gefühl, dass das Juridicum in der österreichischen juristischen Welt Gewicht hat. Aber vielleicht ist es auch nur deswegen so, weil es uns hier so vermittelt wird.

Miloš Vec, Noah Fida, Leokadia Grolmus © Nicole Schnalzer

Fida: Viel Wissen pilgert hinein und viel Wissen pilgert wieder hinaus. Ich bin auch voreingenommen, wenn ich im Lehrbuch lese „herrschende Lehre“, dann stelle ich mir dieses Gebäude hier vor und die Menschen, die das aufgeschrieben haben: hier drinnen! Natürlich auch mit dem Wissen, dass es noch andere juristische Fakultäten in Österreich gibt.
Grolmus: Die fühlen sich dann an wie die Mindermeinung.
Fida: Dennoch Diskrepanzen hier.
Grolmus: Glaube ich jetzt nicht wirklich, dass es so ist, aber ich glaube, das Gefühl ist einfach da, oder?

Vec: Und das Haus verkörpert das?
Grolmus: Ja.
Fida: Ich finde, es strahlt schon so einen Hoheitsanspruch aus.

Vec
: Hat das Haus Geheimnisse?
Fida: Das Pool am Dach ist ein großes Mysterium.
Grolmus: Aber ein Geheimnis muss ja in Wirklichkeit wahr sein, oder? Ich würde meinen, der Pool am Dach ist eher ein Juridicum-Mythos.